Stand: ratiopharm ulm (2) – FIT/One Würzburg Baskets (6) 2-2
Was wir bisher gelernt haben: Würzburg ist zäh – und wie! Die Mentalitätsmonster aus Franken ließen sich im vierten Spiel der Serie gegen Ulm selbst von diversen Rückschlägen nicht aus dem Takt bringen und erkämpften sich vor heimischer Kulisse eine fünfte Partie in Ulm. Zur Erinnerung: Im Viertelfinale gegen Braunschweig egalisierten sie zu Hause zwei Mal einen Rückstand in der Serie und qualifizierten sich dann durch einen wundersamen Auswärtserfolg nach Overtime für das Halbfinale.
Die besondere Brisanz: Die erklärt sich von selbst, denn für den Sieger der Partie an diesem Donnerstag, 12. Juni, geht es in die Finalserie gegen Titelverteidiger FC Bayern München (Beginn am Sonntag). Für den Verlierer ist die Saison hingegen beendet. Favorisiert ist auf dem Papier ratiopharm ulm, das in der Hauptrunde 15 von 16 und in den Playoffs vier von vier Spielen in der eigenen Arena gewann. Allerdings: Eine fünfte und damit alles entscheidende Begegnung hat – fünf Euro ins Phrasenschwein – ihre eigenen Gesetze.
Historisches: In der seit 1998 geführten digitalen Datenbank werden 50 fünfte Playoff-Partien geführt, 33 gewann das Heimteam, 17 die Gastmannschaft (zuletzt Würzburg – und das gerade erst 14 Tage vor dem nun anstehenden fünften Halbfinale). Das letzte Mal, dass ein Team sich jeweils über ein 3-2 in den ersten beiden Runden ins Finale geackert hat, war Oldenburg 2013 gegen Bonn und Ulm, wobei das fünfte Halbfinale allerdings ein Oldenburger Heimspiel war. 2011 gewann Berlin zuerst 3-2 gegen die EWE Baskets, dann 3-2 gegen die SKYLINERS, wobei das fünfte Halbfinale in Frankfurt stattfand.
Der Blick zurück: Am Dienstagabend boten die Protagonisten aus Würzburg und Ulm vor überaus stimmungsvoller Kulisse noch einmal alles, was unseren Lieblingssport so besonders macht. Packende Duelle auf jedem Quadratmeter des Parketts, neun Führungswechsel und eine bis in die Schlusssekunden spannende sportliche Auseinandersetzung. Die Würzburger mussten im Spielverlauf zunächst den verletzungsbedingten Ausfall von Mike Lewis II verdauen, im vierten Viertel verabschiedete sich auch noch Hauptrunden-MVP und bester Offensivspieler der Saison, Jhivvan Jackson, mit fünf Fouls auf die Bank. Die Köpfe ließen die Spieler von Headcoach Sasa Filipovski aber (wieder einmal) nicht hängen; Mentalitätsmonster eben.
Duell im Fokus: Das Aufeinandertreffen von Ulm und Würzburg bietet seit vier Spielen viel Anschauungsmaterial für heiße Auseinandersetzungen. Sehenswert sind die unterschiedlichen Spielanlagen der Point Guards Jhivvan Jackson und Ben Saraf, ebenso vermögen die Auftritte der beiderseits außerordentlich wertvollen Zac Seljaas und Karim Jallow an beiden Enden des Feldes zu begeistern. Für gelegentliche Flugeinlagen sorgen die Big Men Hannes Steinbach sowie Marcio Santos und Noa Essengue. Vielleicht ist das fünfte Spiel ja auch die große Bühne für die X-Faktoren Davion Mintz (10 Punkte am Dienstag) und Alfonso Plummer (9), die wir vor Beginn der Serie ausgemacht haben. Und auch auf den Rängen dürfte es zu einem intensiven Duell kommen: Auf der einen Seite die Ulmer als Gastgeber, auf der anderen Seite die Würzburger, die gewiss in relevanter Anzahl trotz des Termins unter der Woche den Weg in die ratiopharm arena antreten werden.
Am Rande der Bande: Während bei den Ulmern weiterhin die langzeitverletzten Tommy Klepeisz und Isaiah Roby nicht eingreifen können, wärmte sich zumindest Philipp Herkenhoff im vierten Halbfinale wieder mit auf, wurde aber nicht eingesetzt. Bei den Würzburgern fehlt Center Owen Klassen. Im vierten Spiel verletzte sich zudem Mike Lewis II am Knie; ob er mitwirken kann, wird sich wohl erst kurzfristig entscheiden. Auch Bazou Kone (krank) war am Dienstag nicht mit dabei.
Zahlen, bitte: In den Playoffs der laufenden Saison zählen Ulm (86,4 Punkte pro Partie, 2.) und Würzburg (84,7, 3.) zu den offensivfreudigsten Teams. Während die Ulmer mit 29,2 Prozent die schwächste Dreierquote aufweisen, sind die Franken aus der Distanz etwas treffsicherer (33,6 Prozent, 4.). Bei den Ballverlusten ist Würzburg mit nur 12,4 pro Partie umsichtiger als Ulm (16,9).

Die ewige Bilanz: Seit 2011 gab es 38 Spiele zwischen Ulm und Würzburg, 28-mal setzten sich die Ulmer durch. In den Playoffs siegte Ulm 2012 im Halbfinale 3:0, im Viertelfinale 2024 setzte sich Würzburg mit 3:1 durch. Folgt nun der zweite Würzburger Coup?
Im Blick des Bundestrainers: Neben Alex Mumbru, der sicher besonders auf die Ulmer Nelson Weidemann, Karim Jallow und Philipp Herkenhoff sowie auf die Würzburger Lukas Wank und Hannes Steinbach schaut, ist diese Halbfinal-Paarung auch für viele andere Nationaltrainer interessant. Tobias Jensen ist dänischer, Ben Saraf israelischer, Alfonso Plummer puertoricanischer, Noa Essengue französischer und Marcio Santos brasilianischer Nationalspieler. Aus dem Würzburger Team spielen international Jhivvan Jackson für Panama, Mike Lewis für Qatar und Bazoumana Kone für die Elfenbeinküste.

Weise Worte: Sasa Filipovski brachte es nach der Partie auf den Punkt: „Im Grunde genommen haben wir heute gewonnen, weil unsere Spieler sich geweigert haben, das Spiel zu verlieren.“ Ob die Kräfte für den großen Coup am Donnerstag reichen?
Alte Bekannte: Ulms Karim Jallow und Tommy Klepeisz sowie Würzburgs Lukas Wank und Bazou Kone spielten früher zusammen in Braunschweig, Jallow war davor in der Saison 2018/19 in Ludwigsburg Teamkollege von Würzburgs Center Owen Klassen. Ulms Nelson Weidemann und Würzburgs Aubrey Dawkins spielten 2020/21 zusammen in Göttingen. Max Ugrai versuchte sich von 2018 bis 2020 in Ulm, fand dann aber über Bremerhaven und Heidelberg wieder in die Heimat nach Würzburg.
Bewegte Bilder: Zac Seljaas zeigte im vierten Spiel einmal mehr eine reife Leistung (16 PTS, 6 REB). Seine besten Szenen gibt es hier:
M/W/D – German Basketball is mad sexy: Während sich Ulm und Würzburg um den Finaleinzug balgen, steht der deutsche Nationalspieler Isaiah Hartenstein in der NBA mit Oklahoma City Thunder in der Endspielserie. Beim 1:1-Ausgleich am Sonntag kam Hartenstein, der als Investor bei ratiopharm ulm auftritt, drei Punkte und acht Rebounds. Wird er nach Dirk Nowitzki der zweite Deutsche, der sich die NBA-Krone aufsetzt? In einem Interview mit der "Welt" sagte er: "Mir wurde gesagt, dass jeder Spieler den Pokal eine Woche lang bekommt. Also: Wenn wir gewinnen, komme ich mit dem Pokal nach Ulm und zeige ihn dort auf dem Ihart-Festival am 3. August. Das wäre eine coole Sache." German Basketball? Mad sexy!
Fernsehen / Livestream 1: Die Partie wird am Donnerstag ab 19:45 Uhr live bei Dyn übertragen. Kommentator vor Ort ist Arne Malsch, es moderiert Sebastian Meichsner. Als Experte ist Patrick Femerling am Mikro. Dyn ist das Zuhause der Basketballfans und bietet übrigens einen vergünstigten Playoff-Pass an, alle Details zu dem Angebot gibt es hier. Der Sender strahlt alle Begegnungen der easyCredit BBL, des BBL Pokals sowie Spiele der Basketball Champions League, des FIBA Europe Cups und der amerikanischen Collegeliga NCAA aus. Das umfangreiche Basketball Live-Programm wird von redaktionellen Formaten ergänzt, die auf der Dyn-Plattform und im Anschluss über die Social-Media-Kanäle von Dyn frei empfangbar sein werden. Dyn ist über den Webbrowser, Mobilgeräte, Tablets, Streaming-Sticks und Smart-TVs verfügbar. Für Sportfans, von Sportfans. Dyn Basketball. Dein Sender. Dein Sport.
Livestream 2: SWR Sport zeigt die 5. Partie der Halbfinale-Serie zwischen Ulm und Würzburg am Donnerstag ab 20 Uhr LIVE auf swr.de/sport und YouTube.